Die Geschichte von Energy Drinks – wie sind Energy Drinks so populär geworden?
Was sind Energy Drinks eigentlich?
Unter Energy Drink (deutsch = Energiegetränk), auch Energydrink oder Energy-Drink geschrieben, versteht man ein Getränk, das stimulierende Komponenten enthält. Stimulierend bedeutet „Energie liefernd“ für Seele und Körper, anregend für den Organismus. Für gewöhnlich enthalten sie Wasser, Methylxanthine (dazu zählt das Alkaloid Koffein), B-Vitamine, Kohlensäure und Maissirup oder Zucker. Zusätzlich können Taurin, Guaraná, Yerba-Mate, Acai und verschiedene Formen von Ginseng, Maltodextrin, Inosit, Carnitin, Kreatin, Glucuronolactone, Sucralose und Ginkgo Biloba enthalten sein. Die genaue Definition der deutschen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung beschreibt sie als koffeinhaltige Erfrischungsgetränke, die zusätzlich ein oder mehrere der folgenden Stoffe enthalten: Taurin, Inosit und Glucoronolacton.
Das Getränk zählt zu einer Unterkategorie der Energieprodukte, dazu zählen auch Proteinriegel, Kohlenhydratkonzentrate und Sportgetränke. Kaffee, Tee und andere von Natur aus Koffein enthaltende Getränke, sowie Softdrinks wie Cola, werden nicht dazu gezählt.
Entstehung und Geschichte
Kurioserweise entstanden Energy-Drinks aber als eine Untergruppe in der frühen Softdrink-Industrie. Die Firma Pepsi warb für ihr Produkt als „Energie-Booster“, der Name Coca-Cola bezieht sich sogar auf seine beiden stimulierenden Inhaltsstoffe: Koffein und Kolanuss. 1927 brachte der Apotheker William Walker Hunter einen Drink für Menschen im Krankenhaus auf den Markt, der helfen sollte, Heilungsprozesse zu beschleunigen. Jahre später warb man mit dem Wiedererwecken verlorener Kräfte.
In den USA kam der erste Energy Drink, nach zahlreichen Streitigkeiten über den Koffeingehalt in Getränken, auf den Markt. Dr. Enuf entstand, als der Geschäftsmann William Mark Swartz von seinen Arbeitskollegen gebeten wurde, ein Getränk zu kreieren, das Vitamine enthält, statt leere Kalorien. In Dr. Enuf waren B-Vitamine, Koffein und Rohrzucker enthalten. Die Firma produziert noch heute im Tennessee.
In Japan und Südkorea entstanden in den 1960er Jahren erste „nutritional drinks“ (nahrhafte Getränke), die in kleinen Medizinfläschchen verkauft wurden. Zielgruppe sind hier vor allem „Salarymen“, ein Begriff der in Japan vor allem männliche Büroangestellte beschreibt, die in wichtigen Firmen arbeiten und durch Loyalität, Überstunden, exzessivem Engagement und Selbstaufgabe auffallen. Japan nutzte die aufputschende Wirkung von Taurin auch im Zweiten Weltkrieg und versprach sich davon eine bessere Sehleistung der Kampfpiloten.
PepsiCo war 1995 der erste große amerikanische Getränkehersteller, der ins Feld der Energy-Drink Produktion stieg. Das Produkt wurde vier Jahre später wieder aus dem Sortiment genommen und die Firma Pepsi kehrte später mit AMP auf diesen Markt zurück. In Europa war Power Horse zuerst das Wachmacher-Getränk schlechthin, bis der österreichische Entrepreneur Dietrich Mateschitz die Firma Red Bull gründete. Das Rezept für Red Bull basiert auf dem thailändischen Drink Krating Daeng, welcher sich wiederum an die Rezeptur des japanischen Drinks anlehnt. Red Bull wurde zum Verkaufsschlager des 21. Jahrhunderts und hat auch in Amerika die Dominanz auf dem Markt erreicht. Dies gelang auch durch erfolgreiches Marketing mit besonderem Blick auf die alternative Jugendszene.
Von den fünf Milliarden Energydrinks, die jeden Tag verkauft werden, sind knapp ein Viertel von der Marke mit dem Bullen. In Australien und Neuseeland dominiert die Marke V von Frucor Beverages. Die meisten Supermarktketten haben mittlerweile Eigenmarken im Sortiment, die weniger kosten als die Originale. Auf dem Markt entstehen auch zahlreiche Abweichungen des „klassischen“ Energy-Drinks. Dazu zählen Energy Shots, die auf Grund ihrer Größe und des konzentrierten Koffeins punkten, mit Nikotin angereicherte Energy Drinks oder Energy-Drink-Pulver, sowie Tabletten. Der Begriff Energy Drink fand seinen Einzug in das Merriam-Webster Wörterbuch übrigens am 14. August 2012.
Die Wirkung von Energy Drinks
Das in Energy-Drinks enthaltene Alkaloid und Zucker sind hauptsächlich verantwortlich für die Wirkung der Getränke. Die Wirkung anderer enthaltenen Stoffe ist umstritten. Die Getränke werden als Wachmacher angepriesen, die die kognitive Leistung und Reaktionsschnelligkeit verbessern. Alkaloide sind tatsächlich verantwortlich für eine erhöhte Aufmerksamkeitsspanne.
Einige Studien sprechen dafür, dass L-Theanine, die in vielen Energy Getränken zu finden sind, positive Auswirkungen auf Laune, Angstzustände und kognitive Funktionen haben – besonders in der Kombination mit Xanthinen. Manche Produkte versprechen zusätzlich bessere Muskelkraft und Ausdauer.
Koffein – eine Gefahr?
Studien der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit haben ergeben, dass 400 mg des Stoffes pro Tag für einen gesunden Erwachsenen ungefährlich sind. Umgerechnet sind dies vier Tassen Kaffee zu je 90mg oder zweieinhalb Dosen eines Energy-Drinks. Bei erhöhtem Konsum können Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Herz-Rhythmus-Störungen und Verdauungsstörungen die Folge sein. Die Food and Drug Administration beschreibt 1200 mg als problematisch.
Die Gefahr steckt viel mehr darin, koffeinhaltige Getränke in Kombination mit Alkohol zu trinken. Das Xanthin kann die Effekte des Alkohols verdecken, wodurch der Grad der Vergiftung nicht mehr klar erkannt werden kann. Sowohl Koffein als auch Alkohol, sind Diuretika, die zusammen Dehydrierung verursachen können. Auch der Mix aus einem Stimulans und einem Sedativum kann gefährlich sein und zu erhöhter Herzfrequenz und Palpitation führen. Auch exzessiver, wiederholter Konsum von Zucker und Koffein kann Gesundheitsrisiken mit sich bringen.
Besonders betroffen sind junge Menschen, Schwangere, Stillende, Wettbewerbs-Athleten und Menschen, die an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Konsequenzen reichen von Schlafstörungen, Angstzuständen und Phobien bis zu Herzinfarkten und Arrhythmie. In vielen Ländern fanden Diskussionen um ein Verbot der Produkte statt, 2014 verbat Litauen als erstes Land in der EU den Verkauf an Minderjährige. Lettland verbat 2016 den Verkauf von Energy Drinks, die Stimulans wie Taurin und Guaraná enthalten, an unter Achtzehnjährige.
Begriffserklärung
- Methylxanthine: wasserlösliche Derivate des Xanthins. Wichtigste Vertreter: Coffein, Theophyllin und Theobromin
enthalten in Kaffeebohnen, Kakaobohnen, Teeblättern, Kolanüssen, Guaranalien, Matepflanzen - B-Vitamine: Vitamingruppe aus acht wasserlöslichen Vitaminen, die in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen (mit Ausnahme von B12) in Fisch, Milchprodukten, Broccoli, Spinat
- Maissirup: Glucosesirup aus Maisstärke. Kalorisches Süßungsmittel, vor allem zur Herstellung von Süßgetränken und Konserven
- Taurin: farblose, kristalline, organische Säure mit einer Sulfonsäure- und einer Aminogruppe wurde aus der Ochsengalle isoliert
- Guaraná: Pflanzenart mit koffeinhaltigen Samen. Nahrungsergänzungsmittel und Getränkezusatz
- Yerba Mate: Mate-Strauch aus Stechpalmen. Blätter enthalten Coffein und Theobromin, sowie Spuren von Theophyllin
- Ginseng: schon früh zu medizinischen Zwecken benutzt. Gilt als Stärkungsmittel gegen Stress und Krankheit
- Maltodextrin: wasserlösliches Kohlenhydratgemisch (Maltose = Malzzucker, Dextrose = Traubenzucker)
- Inosit: trivial „Muskelzucker“. Nahrungsergänzungsmittel für Mensch und Pferd
- Carnitin: Nahrungsergänzungsmittel und „Fatburner“. Leistungssteigerung für Ausdauersportler
- Kreatin: versorgt Muskeln mit Energie. Wird in Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber synthetisiert
- Glucuronolacton: Kohlehydrat. Aufnahme über Energydrinks liegt weit über Aufnahme durch biologische Lebensmitteln
- Sucralose: künstlicher Süßstoff. 600 Mal süßer als Kristallzucker
- Ginkgo Biloba: chinesische Baumart. Antidepressive Wirkung (Energydrinks enthalten allerdings zu geringe Mengen)
Quellen
https://www.nytimes.com/2013/12/08/magazine/who-made-that-energy-drink.html
https://www.energydrinkseurope.org/de/fakten/die-geschichte-der-energy-drinks/
https://www.paradisi.de/getraenke/softdrinks/energydrinks/